Nordseetaufe Two Ocean Cruise 2014

Prolog:
Schleswig Holstein und der Nordostseekanal.
Ich erinnere mich gern an meine Besuche in SWH,  auch wenn es mir zeigt, was für ein alter Mann ich geworden bin.
1985 mit dem Fahrrad kreuz und quer durch das Land.
Da gab es noch eine Seilbahn in Kiel und eine Drehbrücke in Kappeln.Und natürlich einen Fahrradtunnel in Rendsburg.
1995 mit meiner Frau in Plön.
Auch hier war der NOK ein Highlight, denn wir haben uns die Schiffsparade zum 100. Kanalgeburtstag angeschaut. Mit der „Britannia“, der Jacht (mit 126m!!!) der britischen Royals, welche seit 1997 außer Dienst gestellt wurde.
2011 „Lost in MV“- Cachertour.
Mein Plan einmal mit dem Auto Schwebefähre fahren, ging nicht auf. Sie wurde gerade generalüberholt und lag an Land.
Und nun das.
2014 Gerüchte, Buschfunk, Links, Hinweise –>
Alex lädt zur Kanalquerung ein!
Aber nicht so simpel von Nord nach Süd, sondern von Ost nach West! Mit echter Fahrt durch die Schleusen und Zwischenstopps plus Fahrt auf der Schlei durch die Klappbrücke in Kappeln!
Davon war sogar meine Familie begeistert. Also Urlaub eingetragen, angemeldet und Unterkunft gebucht.

Die Anreise:
Damit so ein Cachemobil richtig ausgelastet ist, haben wir noch zwei befreundete Cacher mitgenommen. Denn es ist schön, wenn man sich die Spritkosten teilen kann.
Nachdem Elora (Quackline) aus der Schule kam, wurde Teréz direkt nach der Arbeit eingeladen und los ging es, Team d1k74 abzuholen. Alles klappte sehr gut, wir sind sogar 10 min vor dem Plan in Leipzig gestartet. Auch wenn wir ein recht großes Auto haben, so ist bei so langen Strecken immer eine Pause willkommen. Denn egal wie groß ein Auto ist, man kann sich bei der Fahrt nicht so recht bewegen. Deshalb haben wir entlang der Strecke einige besonders schöne Caches herausgesucht. Die erste Station war ein voller Erfolg (GC2CGVT). Doch später hatte der Fahrer ab und an das gaaaanz dringende Bedürfnis, wohin zu müssen, so dass er spontan einfach den nächsten Parkplatz anfuhr. Als erfahrener Cacher wählte seine Blase die Momente immer so geschickt,  dass wenigstens eine Dose an dem Parkplatz versteckt war.
Aber noch sah der Zeitplan gut aus. Doch die Einwohner Schleswig-Holsteins haben einen Schutzwall gegen die vielen Touristen errichtet. Sie haben es gar nicht nötig, einen Limes oder eine Chinesische Mauer zu bauen, sondern haben einfach Hamburg in den Weg gestellt und dafür gesorgt, dass alle Wege durch die Stadt führen. Besonders raffiniert hat sich die Idee herausgestellt, zum Wochenende einfach mal alle möglichen Brücken und Tunnel gleichzeitig zu schließen. Da kommen dann keine Hunnen, Russen geschweige denn Sachsen mehr durch. Es ist zwar schön, Stunden lang das Hafenpanorama zu genießen, aber es macht deutlich mehr Spaß, wenn sich ab und zu die Perspektive ändert. Nach gefühlten Stunden, ach nee, das waren ja echte Stunden!, lagen die verbliebenen offenen Tunnelröhren vor uns. Der Stau löste sich nur langsam auf, während sich in Bredstedt beim Griechen ein neuer Stau bildete: das Buffet wurde ohne uns eröffnet.
Es wurde nun Zeit, Kontakt mit der Vermieterin aufzunehmen, ob wir erst essen und dann einchecken könnten. Geht klar. Hauptsache wir sind um 22.00 Uhr da. Durch die Dunkelheit erreichten wir das erstaunlich große Bredstedt. Ich glaube, das war 2011 beim Dicken besuchen deutlich kleiner. Da die ersten Gäste bereits das Lokal verließen, gab es einen wunderschönen Parkplatz für das Cachemobil. Nach 8 1/2 Stunden! war das Tagesziel erreicht.
Nun noch das Buffet stürmen. Welches immer noch gut bestückt war bzw. wieder bestückt wurde. Alles was ich gekostet hatte, war wirklich lecker. Nur nach der langen anstrengenden Fahrt hatte ich keinen großen Hunger mehr.  Aber meine Mitfahrer hatten da schon mehr Appetit. So verließen wir das Restaurant, um, inklusive Tanken, Punkt 21.55 Uhr in unsere Zimmer einzuchecken. So, nur noch ins Bett plumpsen und ausschlafen.
AUSSCHLAFEN?? Haha. Da stand doch noch was im Kleingedruckten des Nordseetaufenevents. 4:45 Uhr boarding? Das heißt ja 4.00 Uhr aufstehen! Kann man einen Wecker auf so zeitig einstellen? Oder geht der dann kaputt? Das werd ich Morgen merken.

Der Tag X Nordseetaufe Two Ocean Cruise 2014
Unglaublich! Ein Wecker kann auch um vier Uhr früh klingeln, ohne dabei auseinanderzufallen. Ich möchte mich einfach wieder umdrehen, doch kreist ein Mantra durch meinen Kopf.
„Des Deiches dunkel zieht mich an, doch muss zu meinem Wort ich stehn  und Meilen gehen, bevor ich loggen kann“
Also raus aus dem Bett, rein in die Klamotten, unsere Fresspakete einsacken und los geht es. Unsere Unterkunft soll ja nah am Meer liegen, aber in der Dunkelheit ist nix zu sehen. (Lustigerweise haben wir das Meer hier nie gesehen, da wir immer erst in der Nacht hier ankamen und bei der Abreise dichter Nebel herrschte.) Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Weg nach Nordstrand. Erstaunlicherweise mussten wir dazu durch den „Süden“, aber mit Karibik war hier nicht viel. Pünktlich zum eigentlichen Boarding  fuhren wir auf den Parkplatz. Schnell noch alles Mögliche, aber nicht alles Notwendige in den Rücksack geschmissen. Wer braucht schon Ladekabel?
Nur wenige Schritte trennten uns von den Bussen, welche schon erstaunlich voll waren.
Wir sind doch pünktlich? Ich hatte wirklich schon Sorge, noch einen Platz zu bekommen. Aber es waren doch ausreichend da, man musste sie nur entdecken. Kurze Zeit später schaukelte die Buskarawane durch die Nacht nach Arnis. An schlafen war bei mir nicht zu denken, da mir einfach Kopfstützen fehlten. Zum Glück wurde es langsam hell. Somit gab es nach und nach, etwas von der Landschaft zu sehen.
Mit unserer Ankunft in Arnis verdoppelte sich durch den Ansturm von Cachern spontan die Einwohnerzahl der Stadt. Ein Zug wie aus einem Arbeiterpropagandafilm zog im Morgendunst Fahne schwenkend vom Busparkplatz zur Werft. Natürlich nicht, ohne den ersten Cache zu loggen. Dort bekam ich erst mal einen Schreck: kein Schiff zu sehen! Und mit der “Adler 7“ wollte ich nicht verreisen. Aber die „Adler Express“ hatte sich hinter einer Halle versteckt und machte einen sehr guten Eindruck. Das befürchtete Nadelöhr Boarding entpuppte sich als lockeres an Bord gehen. So konnten wir entspannt einen schönen Platz im Oberdeck besetzen. Diesen haben wir die kommenden Stunden auch nie wirklich lang verlassen. Nach einer kurzen Ansprache legte das Schiff ab.

Die Nordseetaufe 2014 Two Ocean Cruise hatte begonnen.
Ach, nun ging das Gewusel los: alles Mögliche an Technik, Getränken und Leckereien wurde ausgepackt. Da waren die Tische schnell voll. Kein Wunder bei den großen Taschen, Koffern und Kisten, die mit an Bord gebracht wurden. Hier ein Schwatz und da ein Schwatz, „dich kenn ich doch…“, „…was hast du denn da?“. So verbringen Schatzsucher kurzweilig ihre Zeit. Ab und an gab es einige Durchsagen. Stets von einem „Ringeldingelingding“ des Kapitäns eingeleitet. Anfangs teilte er uns mit, was wir sehen würden, wenn wir was sehen könnten. NST-14-Klappbruecke_KappelnAber zum Glück wurde der Nebel immer weniger und die Aussicht besser. Ich war sehr erfreut, dass die neue Klappbrücke in Kappeln sich nun extra für Quackline und mich öffnete und ich dabei zusehen konnte.  Nun ging die Fahrt weiter an Leuchttürmen vorbei auf die Ostsee und weiter nach Kiel.
Dort fand dann das eigentliche Event mit den einheimischen Geocachern statt.NST-14-Sturm_auf_den_Cache Dabei konnte man stets ein lustiges Phänomen beobachten: kaum, dass die Leinen festgemacht waren, purzelten einige dutzend Leute aus dem Schiff, um sich zielstrebig zu einem, für Außenstehende belanglosen Ort zu begeben. Nur um dann dort kurz zu verweilen und dann im Pulk in eine andere Richtung weiterzuziehen.
Vor dem Schiff wurde dann noch etwas geschwatzt und stets waren alle wieder pünktlich an Bord.
So nun aber ab in die Schleuse. Das Highlight für mich auf dieser Fahrt. Es war hervorragend geplant, dass wir nicht allein in dem Riesenbecken waren. Kaum hatten wir unseren Liegeplatz eingenommen, schon machte sich der 122 m lange Tanker „Besiktas Halland“ aus Malta auf den Weg zum Liegeplatz  rechts neben uns. War’s das? Pustekuchen! Ein riesiges Containerschiff ca. 160 m lang, machte sich auf, hinter uns anzulegen.NST-14-Schleuse Gleichzeitig fuhr im Nachbarbecken noch so ein Riese, das Containerschiff „Hooge“ in entgegen gesetzter Richtung ein. Unser Schiff, immerhin über 40 m lang, schrumpfte, angesichts dieser bis zu 25 m hohen Schiffe, zu einer Nussschale zusammen.
Alles konnte man hautnah beobachten. Wie die Frachter mit kleinster Fahrt ihren Platz suchten, wie einer von ihnen mit dem Bordkran eine Palette Proviant an Bord nahm oder mit welcher Ruhe die rotbehelmten Schleusenmitarbeiter die Schiffe an einer Leine hinter sich herzogen. Gut, ich gebe zu, das sah nur so  aus. Am anderen Ende der Leine waren die schweren Taue angebunden, die rauf zu den Pollern gezogen werden mussten, um die Schiffe festzumachen. Dafür sollte man aber ordentlich gefrühstückt haben und mindestens zu zweit sein. Nachdem noch ein kleineres Frachtschiff das Becken füllte, begann der eigentliche Schleusenvorgang. Dieser an sich war aber unspektakulär, da es nur um ca. 30 cm Höhenunterschied ging. Nun schoben sich die gewaltigen Tore vor uns an die Seite. Der Weg  in den Nord-Ostsee-Kanal war frei!
Wir konnten das Becken von der Poleposition aus als erstes verlassen. Das Ganze soll länger als eine Stunde gedauert haben? Unmöglich! Die Zeit verflog angesichts eines solchen Programms wie im Flug. Dann legten wir nach der Schleuse noch mal an und ließen die Frachterschiffe passieren. Über sonderbare Ereignisse mit Steuermännern und Kapitänen und diversen Papieren konnte ich mich nicht aufregen. Ich hab’ ja nichts davon bemerkt und geglaubt, das alles müsste so sein. Vermutlich hatte ich genug  Ablenkung.
Die Sonne kam nun langsam raus und das Sonnendeck konnte endlich richtig genutzt werden. Die Fahrt ging mit 16 km/h ruhig durch den Kanal. NST-14-Zaungaeste Unter neuen und historische Brücken hindurch, über unsichtbare Tunnel hinweg. Viel Zeit, um sich mit den anderen Cachern über alles Mögliche auszutauschen, etwas zu schlafen, Geotoken, Holzcoins und  Coins zu kaufen, zu tauschen oder zu entdecken, FTF-Bonbons zu lutschen oder Akkustrom zu schnorren und natürlich die Landschaft und die zahlreichen entgegenkommenden Schiffe zu beobachten. Die Bordverpflegung war prima und wurde zu fairen Preisen angeboten. Hmmm lecker der Kuchen.
NST-14-SchwebefaehreBesonders gefallen hat mir der Stopp an der Rendsburger Brücke. In Ruhe auf dem Sonnendeck sitzen, ein leckeres Eis in der Hand und staunen, wie immer noch schwere Güterzüge über dieses mehr als 100 Jahre alte technische Meisterwerk fahren. Nicht zu vergessen das stetige Pendeln der Schwebefähre.
Da ich auch dieses Mal nicht mit ihr fahren konnte, habe ich einen guten Grund mal wieder hierher zu kommen.
Immer weiter ging die Fahrt Brunsbüttel entgegen. Beim letzten Zwischenstopp versank dann die rote Sonne  am Horizont. Den hell erleuchteten Hafen von Brunsbüttel mit seiner Schleuse erreichten wir spät. Jetzt waren wir allein in einem kleinen Schleusenbecken, so dass der Vorgang schneller vorbei war, auch wenn dieses Mal  der Wasserspiegel ca. 1,5 m schrumpfte.
Die fortgeschrittene Zeit und die eingesetzte Ebbe zwangen uns erst weit raus auf die Nordsee zu fahren, bevor wir den Kurs Richtung Nordstrand setzen konnten. Dadurch war ein Blick auf das nächtliche Cuxhaven möglich. Zwischenzeitlich fuhren wir mal näher an Helgoland vorbei, als an unseren Heimathafen. Die „Adler Express“ gab alles! Nach der langsamen Fahrt auf dem Kanal, konnte sie hier auf der offenen See zeigen, was eine Schnellfähre kann. NST-14-Vollgas_durch_die_Nacht 3.200 PS peitschten das Wasser am Heck auf und schoben das Schiff mit bis zu 40 km/h durch die ruhige dunkle Nordsee. Die Mannschaft hält die Stellung. Sie sind länger als die meisten Cacher auf den Beinen. Respekt!
Die Schiffsgäste lassen es mittlerweile deutlich ruhiger angehen. 20 Stunden Aktion forderten Tribut. Das Ziel der Crew schien es zu sein, vor Mitternacht noch an diesem Tag in Nordstrand anzukommen. Ist vermutlich ein altbekannter Brauch, zu Hause zu sein, bevor die Turmuhr zwölf schlägt. Nur wenige Minuten nach dem letzten Schlag legte das Schiff an. Müde und geschafft, aber ich denke glücklich, gingen die Gäste von Bord. Nun schnell zu den Fahrzeugen und schnell nach Hause ins Bett. Ein sehr ruhiges Ende für einen solchen Tag.

Epilog:
Auch wenn uns in der Nacht eine Stunde Schlaf gestohlen wurde, hat unser Trupp gut geschlafen. Ein liebevolles Frühstück wartete auf uns. Ganz in Ruhe ohne jeglichen Fahrplan bestückten wir das Cachemobil. Der Nebel verhinderte wieder einmal einen weiten Ausblick auf die Landschaft. Aber wir konnten zum ersten Mal unsere Unterkunft von außen sehen. Als Stationen gab es auf der Strecke zwei Landkreise und ein Cache-Highlight „Leitplanken Möglichkeiten“ (GC1M5BH).
Nachdem die Sonne den Nebel vertrieben hatte, genossen wir die ruhige Fahrt. Dieses Mal quer durch Hamburg, entlang der Außenalster mit ihren schönen kleinen Segelbooten. Auf den Autobahnen war nicht viel los und so erreichten wir kurz nach 18.00 Uhr Leipzig. Wir verabschiedeten uns von Claudia und Eik. Und unser Nordseetaufenwochenende war zu Ende.

Ich bin froh, dass wir uns entschlossen haben, das mitzumachen.
Aber gleich Morgen fahren wir, trotz der vielen tollen Eindrücke, nicht gleich wieder los.

Abspann:
Brunowins dankt:

  • Alex und seinen Helfern – für die Einladung, die Planung die Unterhaltung an Bord
  • dem Team „Ringelding“ der „Adler Express“ – für die sichere Reise, die gute Betreuung und das Mitmachen all der Cacherverrückheiten.
  • den netten Mitcachern auf dem Schiff für allerlei Kurzweil.
  • dem Wettergott, der spät, aber nicht zu spät, ein sonniges Einsehen hatte
  • Eik und Claudia – für das Hinnehmen der unplanmäßigen Zwischenstopps bei der An- und Abreise.
  • Meiner Familie, die mich an diesem Wochenende begleitet hat. NST-14-Helmkes

2 Gedanken zu „Nordseetaufe Two Ocean Cruise 2014

  1. Pingback: Dosenfischen: Geocaching-Podcast 228 › Geocaching-Podcast Dosenfischer

  2. bikeman

    Hallo Oliver (Brunowins),
    Vielen Dank für Deinen gelungen Beitrag, wie ich feststellen musste habe ich wohl richtig was verpasst. Vielleicht fahre ich ja 2015 mal wieder mit.
    Viele Grüße und Glückauf
    Thorsten

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